Jobsharing ist doppelte Kompetenzentwicklung

Jobsharing ist doppelte Kompetenzentwicklung

Der folgende Artikel ist erschienen bei: WEshare1 am 14.02.2022

Jobsharing bringt viele Vorteile mit sich. Der intensive Austausch im Job-Tandem führt zu einem direkten Einblick in Kompetenzen und Eigenschaften der Person, mit welcher eine Stelle geteilt wird. Dies regt die persönliche und gegenseitige Reflexion an und führt zu einem permanenten Lernen mit- und voneinander. Doch das ist nur ein Aspekt der individuellen Weiterentwicklung. Jobsharing schafft Raum und Zeit für die Kompetenzentwicklung ausserhalb des geteilten Jobs, und das ist genauso wertvoll. Im Gegenzug kann dieses Arbeitsmodell für Unternehmen aus ökonomischer Sicht spannend sein.

Jobsharing ist heute noch ein Nischenphänomen. Dabei gibt es aus der Sicht des modernen Kompetenzmanagements mehrere Vorteile gegenüber einer klassischen Anstellung. Die drei wichtigsten Gründe für ein Jobsharing aus Sicht der Kompetenzentwicklung sind:

1. Jobsharing unterstützt die moderne Personalentwicklung

Die gesamte Aus- und Weiterbildung hat sich in den letzten Jahren stetig weiterentwickelt. Mit dem 70-20-10 Ansatz wird heute ein Modell verfolgt, welches das kollaborative praxis- und erfahrungsorientierte Lernen ins Zentrum stellt. Dabei wird nur noch rund 10% der Zeit in die eigentlichen Wissensvermittlung investiert. 20% der Kompetenzentwicklung wird durch den strukturierten und unstrukturierten Austausch mit anderen erreicht. Gerade beim Jobsharing ist der notwendige Austausch im Job-Tandem die perfekte Ausgangslage für diesen Aspekt der Weiterentwicklung. Der Grossteil der Entwicklung (rund 70%) findet dann im Umgang mit spezifischen und allgemeinen Herausforderungen und dem entsprechenden erfolgreichen Transfer in den Alltag statt.

«Mit dem 70-20-10 Ansatz wird heute ein Modell verfolgt, welches das kollaborative praxis- und erfahrungsorientierte Lernen ins Zentrum stellt.»

 2. Private Kompetenzentwicklung als Mehrwert für Unternehmen

Jobsharing schafft Raum und Zeit, um persönlichen und ausserberuflichen Interessen und Verpflichtungen nachzukommen. Diese, meist durch ein reduziertes Pensum erlangte Zeit, kann zum Beispiel für Hobbies, eigene Projekte, persönliche Ziele oder für Elternzeit genutzt werden. Oder anders formuliert: Durch Arbeitsmodelle wie Jobsharing lassen sich Beruf und Privatleben besser miteinander vereinbaren. Dies ist aus Unternehmensperspektive spannend, da erfahrungsbasierte Kompetenzentwicklung nicht nur im beruflichen Alltag stattfindet, sondern auch im privaten Kontext. Schliesslich werden die Kompetenzen, die in der privaten Zeit erlangt werden, im beruflichen Umfeld nicht plötzlich vergessen oder ausgeblendet. Erweitert beispielsweise ein*e Mitarbeitende*r privat die eigenen Social-Media-Kenntnisse, kann auch das das Unternehmen davon profitieren. Dies gilt genauso für Erfahrungen, die sich Mitarbeitende durch ehrenamtliches Engagement, eine private Auszeit oder Elternzeit aneignen; Teamwork im Verein, die Leitung eines Herzensprojekts, Organisationsmanagement in der Familie – all dies sind Kompetenzen, die auch im beruflichen Alltag benötigt werden. Ein spannender Aspekt ist hierbei auch die Portfoliokarriere, also die Kombination aus verschiedenen Jobs.

«Teamwork im Verein, die Leitung eines Herzensprojekts, Organisationsmanagement in der Familie – all dies sind Kompetenzen, die auch im beruflichen Alltag benötigt werden.»

Grundsätzlich lässt sich festhalten: In der Zeit, welche durch das Jobsharing gewonnen wird, können genauso Neues gelernt, bestehende Kompetenzen gefestigt und Erfahrungen gewonnen werden wie im Arbeitsalltag. Berücksichtigt man dabei, dass die private Kompetenzentwicklung grundsätzlich keine Kosten versursacht fürs Unternehmen, wird der Mehrwert auf Arbeitgebendenseite noch deutlicher sichtbar. Sowohl die eingesetzte Zeit als auch die notwendigen Ressourcen wenden die Mitarbeitenden in deren zusätzlichen Freizeit auf, welche aufgrund des Jobsharings ermöglicht wurde. Das Argument also, dass beim Jobsharing gegenüber einer Einzelbesetzung höhere Kosten anfallen (bspw. Lohnkosten, Infrastruktur), wird dadurch entkräftet. Entsprechend könnte es für Unternehmen ökonomisch von Interesse sein, möglichst viel private Kompetenzentwicklung zu ermöglichen, um dies dann unternehmerisch zu nutzen.

«Sowohl die eingesetzte Zeit als auch die notwendigen Ressourcen wenden die Mitarbeitenden in deren zusätzlichen Freizeit auf, welche aufgrund des Jobsharings ermöglicht wurde.»

3. Berufliche und private Kompetenzen verschmelzen

Die Grenzen zwischen Arbeit und persönlicher Zeit verschmelzen zunehmend. Dies hat auch Auswirkungen auf die Kompetenzentwicklung, da sich die benötigten Kompetenzen im beruflichen und im privaten Kontext immer mehr annähern. Sowohl methodische Skills wie Umgang mit Medien, Organisationsfähigkeit, aber auch soziale Kompetenzen wie Kollaboration und Kommunikation werden immer wichtiger. Entsprechend sollten Unternehmen dieses Potenzial unbedingt nutzen und fördern, indem privat erlernte Kompetenzen nicht als nice-to-have oder zweitrangig definiert, sondern aktiv als Chance für die Kompetenzentwicklung genutzt werden. Mitarbeitende unterscheiden nicht zwischen privaten und geschäftsrelevanten Kompetenzen. Sie unterscheiden nur, ob sie die Kompetenzen einbringen dürfen und wirkungsvoll anwenden können. Entsprechend ist es ein unternehmerischer Erfolgsfaktor, diese Kompetenzen wert zu schätzen, als Unternehmen zu kennen und bei Bedarf aktiv zu nutzen.

«Mitarbeitende unterscheiden nicht zwischen privaten und geschäftsrelevanten Kompetenzen. Sie unterscheiden nur, ob sie die Kompetenzen einbringen dürfen und wirkungsvoll anwenden können.»

Aus Sicht der Kompetenzentwicklung handelt es sich somit beim Jobsharing nicht um Arbeitszeit, die verloren geht. Vielmehr steht der Gewinn im Fokus; Mitarbeitende entwickeln in einer anderen Lernumgebung die eigenen Kompetenzen weiter, und dies ohne Zusatzkosten fürs Unternehmen – eine klassische Win-Win Situation.


Bildquelle: WEshare1 GmbH

Als Geschäftsleiter der INOLUTION unterstütze ich Unternehmen darin, die zukünftigen tragfähigen Werte und notwendigen Kompetenzen zu erkennen, zu definieren und sie auf den Weg dorthin zu befähigen. Als Brückenbauer zwischen Theorie und Praxis, Wissenschaft und Praktikabilität und mit der Erfahrung aus weit über 100 erfolgreichen Projekten unterstütze ich von ganzheitlichen Konzepten über praxisorientierte Lösungsimplementierung bis zu situativen Sparrings.

Denn ich bin der Überzeugung, dass das Kompetenz-und Performance-Management sowohl im operativen, als auch im strategischen Bereich das Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft hat. Ich nenne das Kompetenz-Management 4.0 - kompetente Mitarbeitende heute, morgen und übermorgen.

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